Das Ergebnis der DFL-Vollversammlung hinsichtlich des
Investoreneinstiegs stellt einen Dammbruch für die Bundesliga dar. Wenig
ist von der während der Pandemie beschworenen Demut des Profifußballs
geblieben – stattdessen entschieden sich die windigen Vereinsvertreter
in einem äußerst intransparenten Prozedere für den Weg des Geldes. Wenig
überraschend stehen nun auch besonders zweifelhafte Investoren schon mit
einem Fuß in der Tür, wodurch sich die viel zitierte Nachhaltigkeit und
gesellschaftliche Verantwortung endgültig als reine Floskeln entpuppen.
Dass für Entscheidungen dieser Tragweite eine Zustimmung der
Mitgliederversammlungen der Vereine zwingend notwendig sein sollte,
scheint offenbar nicht mit dem Demokratieverständnis vieler
Clubvertreter vereinbar zu sein. Wir als das scheinbare Fußvolk sollen
durch die herbeigefaselten „roten Linien“, die die Einflussnahme durch
die potenziellen Investoren angeblich begrenzen, ruhiggestellt werden.
Doch was eine realistisch bevorstehende Zerstückelung der Spieltage oder
gar die Austragung von Topspielen im Ausland angeht, sollten wir
Stadiongänger uns dennoch nicht blenden lassen! Ein Vertrag, der über
zwei Jahrzehnte abgeschlossen wird, öffnet auf lange Sicht die Büchse
der Pandora, die weitere Investoreneinstiege nicht ausschließt – ganz im
Gegenteil. Seid euch sicher, die unbändige Gier nach Profit wird sich
mit der Zeit nicht legen und gleichzeitig aber die finanziellen Zwänge
in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur noch mehr zunehmen. Die
unwirsche Aufforderung an Kritiker, sich der Entscheidung zu unterwerfen
und den „Deal“ nicht zu gefährden, zeugt nur von dem fortschreitenden
Realitätsverlust in den Gremien der DFL.
Dass wir ein nicht unbedeutender Teil des Produkts Bundesliga sind, das
mit all seinen stimmungsvollen und gut gefüllten Stadien glänzt, ist uns
durchaus bewusst. Auch wir können uns nicht davon freisprechen,
wöchentlich die Fernsehzuschauer mit großen Choreografien und
beeindruckenden Gästeauftritten vor die Mattscheibe zu locken. Während
der Alltag auf den Rängen in anderen europäischen Topligen oft einem
Trauerspiel gleicht, dient die lebendige Fankultur in Deutschland als
ein Alleinstellungsmerkmal. Doch gerade deswegen ist unsere Teilhabe an
dem Produkt Bundesliga zugleich auch unsere größte Waffe! Wir haben
unseren Anteil am Wert des Profifußballs in den eigenen Händen. Nicht
nur bei der Abschaffung der Montagsspiele oder der Aussetzung von
Kollektivstrafen konnten wir bereits in der Vergangenheit unsere Stärke
als Gemeinschaft der Fanszenen unter Beweis stellen. Die Freiheit
unserer Kurven und damit auch die der Vereine, denen wir unermüdlich
folgen, ist für uns unverhandelbar! Der angebliche Dialog auf Augenhöhe
mit der Basis war schon lange eine leere Worthülse – nun müssen wir uns
anderweitig Gehör verschaffen! Und um gehört zu werden, wird man von uns
nichts hören. Zumindest die ersten zwölf Minuten der Spiele am kommenden
Wochenende nicht. Wir sind nicht bereit, dem Ausverkauf des Deutschen
Fußballs tatenlos zuzusehen. Um zu verdeutlichen, dass der
vielbeschworene 12. Mann bundesweit nicht bereit ist, als Teil der
Verhandlungsmasse des DFL-Deals mit dubiosen Investoren herzuhalten,
werden wir zwölf Minuten schweigen.
Den Investoreneinstieg sehen wir als einen elementaren Angriff auf den
basisorientierten Volkssport Fußball hierzulande. Die Funktionäre mögen
Medienrechte verscherbeln können, doch gleichwohl können wir unsere
eingebrachten Anteile am Produkt Bundesliga selbst beeinflussen. Unsere
Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln. Noch könnten die Geschäftsführer der Liga das
verhängnisvolle Investmentprojekt stoppen. Wir werden diesen Weg
genauestens im Visier behalten!
Die Fanszenen Deutschlands im Dezember 2023